Potenzialindex 2024

Digitalisierungspotenziale nach Lebensbereichen

Wirtschaft

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Im Bereich Wirtschaft sind Berufe und Tätigkeiten zugeordnet, die insbesondere in Unternehmen der Industrie oder industrienaher Dienstleistungen zu finden sind. Dazu zählen beispielsweise Berufe in der Metallbearbeitung, im Metallbau und in der Fahrzeugtechnik, aber auch Bankkaufleute und Gastronomieberufe. Insgesamt ist die dem Lebensbereich Wirtschaft zugeordnete Gruppe der Berufe (und der in diesen Berufen Beschäftigten) deutlich größer als in den anderen drei abgegrenzten Lebensbereichen. Insgesamt liegt das Digitalisierungspotenzial im Bereich Wirtschaft bei über 1 Mio. Beschäftigten. Insbesondere industriell geprägte Regionen im Süden und im Westen der Republik weisen ein überdurchschnittlich großes Digitalisierungspotenzial und damit Möglichkeiten dafür, dass der Arbeitskräftebedarf im Bereich Wirtschaft nicht zu einem Fachkräftemangel führt (Abbildung 5).

Abbildung 5: Digitalisierungspotenzial für den Bereich Wirtschaft bis 2035
Reduzierter Fachkräftebedarf für Berufe im Bereich Wirtschaft in % von allen Erwerbstätigen, bis 2035 auf Grundlage des Digitalisierungsszenarios


Quelle: Eigene Berechnung

Lesehilfe: Ein höherer Wert impliziert eine größeres Digitalisierungspotenzial im Vergleich zum gesamtdeutschen Wert.

In den Landkreisen Dingolfing-Landau, Tuttlingen sowie Olpe ist das Potenzial zur Nutzung von digitalen Lösungen im Lebensbereich Wirtschaft, um den Arbeits- und Fachkräftebedarf zu erfüllen, am größten. Entsprechend dazu weisen Landkreise und insbesondere kreisfreie Städte wie Potsdam, Bonn oder Heidelberg, die keinen oder keinen ausgeprägten industriellen Fokus haben, ein vergleichsweise geringes Potenzial für digitale Lösungen im Lebensbereich Wirtschaft auf.

Digitalisierung in der Industrie sichert Wertschöpfung und Arbeitsplätze

„Die verstärkte Nutzung von digitalen Technologien in der Industrie ist ein wichtiger Baustein, um Effizienzsteigerungen und Produktivitätszuwächse zu erzielen und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dafür braucht es aber einen klaren Plan und einen langen Atem – sowie eine agile Unternehmenskultur.“

Dr. Jacob Gorenflos Lopez, Bitkom e.V.

Im Lebensbereich Wirtschaft wird der Nutzen der stärkeren Digitalisierung durch die Sicherung eines stabilen wirtschaftlichen Umfelds abgebildet. Fehlende Fachkräfte könnten beispielsweise dazu führen, dass Unternehmen ihre Produktion ganz oder teilweise in das Ausland verlagern und damit Wertschöpfung aus Deutschland verschwindet.[12],[13] Kann dagegen die Wettbewerbsposition trotz fehlender Fachkräfte durch digitale Lösungen gesichert werden, kommt dies allen Bürgerinnen und Bürgern zugute. Fast 6 Millionen Menschen tragen laut Daten der Bundesagentur für Arbeit in der Industrie dazu bei, gut 840 Milliarden Euro jährlich zu generieren.[14]

Digitale Technologien bilden das Rückgrat, um die industrielle Produktion – und damit eine zentrale Säule des Lebensbereichs Wirtschaft - durch Prozessoptimierung, Echtzeitdaten und verbesserte Zusammenarbeit agiler und effizienter zu gestalten. Im zielgerichteten Zusammenspiel zwischen Beschäftigten und digitalen Technologien sowie Prozessen entsteht Mehrwert für die gesamte Gesellschaft. Diese Technologien bieten unter anderem folgende Vorteile, die die Agilität und Effizienz in der Produktion steigern und gleichzeitig nachhaltige und umweltfreundliche Praktiken zu fördern.

  • Digitale Sensoren und IoT-Technologien sammeln und überwachen in Echtzeit Daten aus Produktionsanlagen. Diese Daten ermöglichen die automatisierte Verfolgung von Produktionsprozessen, Identifikation von Engpässen und Überwachung von Leistungsindikatoren.
  • Das Zusammenspiel aus intelligenter Sensorik und KI-Verfahren erlaubt es, immer tiefer in die Steuerungsprozesse der Produktion einzugreifen. Für die einzelnen Produktionsschritte können der Energieverbrauch und der Einsatz von Ressourcen gesenkt werden, sodass eine Überproduktion vermieden und Abfälle minimiert werden können. Die Vernetzung entlang der gesamten Lieferkette erlaubt wiederum, schneller auf Veränderungen in der Nachfrage, Materialverfügbarkeit oder Lieferverzögerungen zu reagieren.
  • Kollaborative Roboter, die direkt mit menschlichen Mitarbeitenden zusammenarbeiten, können schnell in verschiedene Aufgaben integriert werden. Dies erhöht die Flexibilität bei der Anpassung von Produktionslinien und ermöglicht eine agile Reaktion auf neue Anforderungen.
  • Mobile Geräte ermöglichen es Mitarbeitenden, Echtzeitinformationen zu erhalten, Aufgaben zuzuweisen und zu verfolgen sowie mit Kollegen in Echtzeit zu kommunizieren. Diese Technologien verbessern die Kommunikation und Zusammenarbeit in der Produktion erheblich.

„Eine Digitalisierung der Digitalisierung wegen ist nicht zielführend. Unternehmen brauchen eine klare Antwort darauf, wie sie mit der Digitalisierung Mehrwert schaffen können. Eine digitalisierte Industrie ist die Voraussetzung, um Nachhaltigkeit und Produktion in Einklang zu bringen und ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung gerecht zu werden.“

Prof. Dr. -Ing. Julian Polte, Fraunhofer IPK


Die Szenariorechnungen zeigen, dass durch den Einsatz digitaler Lösungen in Kernberufen der Industrie Tätigkeiten durch digitale Anwendungen übernommen werden können, für die sonst knapp 1 Mrd. Arbeitsstunden nötig gewesen wären (Abbildung 6). [15]


Abbildung 6: Digitalisierung sichert Wertschöpfung in der Wirtschaft


Quelle: Eigene Darstellung, Prognos 2024

Die Effizienzsteigerung durch die eingesparten Stunden trägt dazu bei, Betriebsverlagerungen oder Produktionseinschränkungen zu vermeiden und damit die wirtschaftliche Lage stabil zu halten.

Durch die Digitalisierung können 72,9 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung erhalten werden. 

Dieser Betrag verdeutlicht, welche enormen finanziellen Vorteile die Ausweitung der digitalen Prozesse mit sich bringen kann. Wie ein verlässlicher Partner kann die Digitalisierung dabei helfen, die Funktionstüchtigkeit und die Produktivität der Industrie in Deutschlands sicherzustellen und zu erweitern.

Fußnoten

[12] ZEIT ONLINE, 2023

[13] WirtschaftsWoche, 2023

[14] Statistisches Bundesamt, 2024

[15] Es wurden dabei nur Industrieberufe betrachtet.

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